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Alle Jahre wieder – Mainhochwasser
Das Isenburger Schloß in Offenbach am Main lag ursprünglich direkt am Mainufer und war als Wasserschloß gebaut. Der Main trat aber immer wieder über Ufer und überschwemmte die Stadt. Die obigen Markierungen am Schloß zeigen, wie hoch das Wasser stieg. Ende des 19. Jahrhunderts beschloß die Stadt den Bau eines Deichs zum Schutz der Innenstadt. Dieser Deich wurde vorgelagert, so dass das Offenbacher Schloß nicht mehr direkt am Wasser lag. Der Deich schützte nach seiner Fertigstellung die Stadt zuverlässig vor Hochwasser.
Hochwasser vor dem Offenbacher Maindamm
Der Maindeich als Naherholungsgebiet
Die Erbauer des Maindamms schufen durch seine Bepflanzung mit einem wunderschönen Baumbestand einen Naherholungsbereich mit hohem Freizeitwert für die Bevölkerung. Die Bäume filtern die Luft, bieten Schatten und Sauerstoff, absorbieren CO2 und sind Lebensraum für Vögel, Eichhörnchen und Insekten.
Das Sterben einer grünen Lunge
Der Klimawandel führt zu einer wachsenden Gefahr extremer Hochwasser. Der Maindeich ist in die Jahre gekommen und soll ertüchtigt und erhöht werden. Für den Baumbestand und den Erholungswert bei immer heißer werdenden Sommern in der Großstadt, hat die notwendige Baumaßnahme allerdings verheerende Folgen. Der alte Baumbestand wird gefällt. Ab dem 17. November 2025 werden 190 Bäume auf dem Deichkronenweg und dem Vorgelände gefällt. Auch wenn der ertüchtigte Deich wieder bepflanzt werden soll, so wird es bis zu ein Jahrhundert dauern, bis die Bäume für das Stadtklima so viel leisten können, wie es der bisherige Baumbestand schafft.
Das Ende von Offenbachs attraktivstem Naherholungsgebiet
16. November 2025. Der letzte Tag des unschätzbaren Naherholungsgebiet, der schönsten Seite der Stadt. Zahlreiche Bürger nutzten den kalten Novembertag für einen letzten Spaziergang, machten Fotos und kamen ins Gespräch. Allen war bewusst, so wie heute wird es ab morgen nicht mehr sein. Auch wenn die Stadt verspricht, neue Bäume zu pflanzen, so werden die neuen Bäume erst in vielen Jahrzehnten, in einem Jahrhundert eine vergleichbare Pracht erreichen. Darüber kamen meine Frau und ich ins Gespräch mit einem Paar und verabredeten uns schließlich: „Treffen wir uns doch heute in 200 Jahren an dieser Stelle wieder“.
Hier Impressionen vom 16. November 2025, dem letzten Tag des „alten“ Deichkronenwegs auf dem Offenbacher Maindamm. Aus Datenschutzgründen wurden alle erkennbaren Personen entfernt.
Anfang vom Ende der grünen Lunge
Der Kahlschlag der Bäume auf dem 1890 erbauten Maindamm begann auf der Flußseite. Baum für Baum verschwindet für viele Jahrzehnte Offenbachs schönstes Naherholungsgebiet, welches gleichzeitig das einladende Aushängeschild der Stadt am Ufer des Mains gewesen ist. Die Stadt verspricht 200 neue Bäume zu pflanzen, wenn der Deich ertüchtigt ist, allerdings kann ein junger Baum die Sauerstoffleistung, den Schatten, die Luftfilterleistung, die Co2-Kompensation und auch den Erholungswert des alten Baumbestandes wohl erst im nächsten Jahrhundert erreichen. Wie viele junge Bäume braucht es, einen alten Baum mit mächtiger Baumkrone zu ersetzen? Absurder Weise zwingt gerade der Klimawandel die Stadt zu dieser klimaschädlichen Maßnahme.
Wird fortgesetzt.